Malojapass
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Passhöhe:
1815 m
Steigung: 11 %
Passlänge: 43 km zwischen Silvaplana
(GR) und Chiavenna (Italien)
Verbindung der Täler: Val Bregaglia
(GR) und Val San Giacomo (Italien)
Verbindung der Kantone oder Länder: Graubünden (GR) und Italien
Fahrtstrasse seit:
Zeittafel:
Entstehung
der Alpen
Strassenzustand Maloja
Fotogalerie Malojapass
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Der Malojapass
„Der
Alpenpass, der keiner ist…“
So charakterisierte
ein Geograph den Übergang, welcher das Engadin auf direktem Weg
mit dem Bergell, dem Comersee und der Lombardei verbindet. Das
volle Jahr hindurch fährt das Postauto von St. Moritz nach Lugano;
anderseits gelangen die Sportler aus Mailand in knapp 4 ½ stündiger Fahrt in
die Engadiner Fremdenmetropole. Dies ist nur deshalb möglich,
weil es einer rätselhaften Laune des Erdgeschehnes gefiel, die
Schwelle von Maloja in einer völlig einmaligen Weise
abzuschleifen. So meinte es ja auch der Altmeister
schweizerischer Geologie, Professor Albert Heim von der ETH
Zürich. Er sprach vom „Fehler des Engadins, dessen Talboden
unmittelbar am Absturz gegen Casaccia endet und demnach keinen
ihm entsprechenden Gebirgshintergrund hat“ So kann ein Gast, der
beim Hotel Maloja-Kulm steht und gegen das Bergell blickt,
erschrecken vor dem Abgrund,
der sich ihm öffnet. Ob der Pass wohl schon in der
Frühzeit überwunden werden konnte?
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Untrügliche Zeugen
Seit 1908 ist die
Antwort in positivem Sinn gegeben. Anlässlich einer Neufassung
der berühmten Heilquellen in St. Moritz Bad kam ein
bronzenzeitliches Vorwerk zum Vorschein. Es waren zwei in
Lehm gebettete von Holzblöcken
umschlossene, senkrecht, stehende Lärchenholzröhrchen, in welcher
Weihgaben staken: zwei Vollgriffschwerter, das eine unzweifelhaft
süddeutscher Herkunft, ein Dolch und eine für die Epoche vor etwa 3000 Jahren
charakteristische Keulenkopfnadel. Ein Rekonstruktionsmodell der
ursprünglichen Quellfassung und einzelne der Weihegaben sind im
Engadin Museum an der Hauptstrasse nach St. Moritz Dorf zu sehen.
Aus zahlreichen
Forschungsergebnisse – nicht nur am Malojapass – ist man heute
zur Überzeugung gelangt, dass schon lange vor der Römerzeit
Zugänge zu den Alpenübergängen gefunden worden waren, ja dass
sich auf sicheren
Felskuppen oder leicht zu verteidigenden Hügeln schon
Dauersiedlungen befanden – mögen später auch die römischen
Schriftsteller von „foeditas Alpinum“, das heisst von der „Scheusslichkeit der
Alpen“ berichtet haben.
Und wenn auf einer um 1869 entdeckten Bronzetafel aus dem Jahr 46 n.
Ch. von den „Bergalei“, den Bergellern, die Rede ist und auf der
Julierpasshöhe eine Silbermünze aus vorchristlicher Zeit gefunden
wurde, sind uns dies Beweise, dass der Weg zum und durchs
Oberengadin lange vor dem Mittelalter gefunden und rege benutzt
wurde.
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Wissen Sie…?
Man kann die
Einzigartigkeit des obersten Engadins einmal in Fragen fassen.
Wissen Sie, dass einst das Gletschereis 1200 m dick über der
Ebene von Samedan-Celerina lag und Findlinge der Bernina sowohl
am Chiemsee bei München wie bei Varese südlich des Luganersees
liegen – 500 km
auseinander? Wissen Sie, dass vor Jahrhunderttausend der
„Urrehein“ seine Quellen südlich von Maloja (im Gebirgsstock des
Monte Disgrazia über dem Veltlin) besass
und dass er sein Geröll in der Nagelfluh im Speer und im Zürcher
Oberländer Hörnli deponierte? Wissen Sie, dass vom Piz Lunghin
dort droben über dem Absturz gegen Casaccia das Wasser nach drei
Richtungen fliesst: Nach
Süden durchs Bergell in die Maira, den Po und mit ihm in die Adria, nach Norden
in die Julia, den Rhein und mit seinem langen Lauf in die
Nordsee, nach Osten aber in den Inn und durch die Donau ins ferne
Schwarze Meer? Wissen Sie, dass sich im Wald über der Malojapasshöhe die grösste
Gletschermühlenlandschaft der Alpen erhalten hat – mit rund vierzig
Strudellöchern, die bis zu elf Meter Tiefe, bis zu zwanzig Meter
Umfang haben? Wissen Sie, dass
kurz vor Abschluss der letzten Eiszeit das ganze
Oberengadin von St. Moritz
bis nach Maloja unter einem zusammenhängenden Riesensee ertrank?
Erst als die mächtige Moräne, die sich gegen den Stazersee
hinüberzieht, in der Charnadüraschlucht durchgenagt war, floss
das Wasser gegen Osten ab. Die seitlich einmündenden Bäche
schütteten ihre Deltas auf und trennten so Silsersee,
Silvaplanersee, Campfèrer- und St. Moritz-See. Wissen Sie auch,
dass grosse Dichter und Maler wie Conrad Ferdinand Meyer,
Hermann Hiltbrunner,
Giovanni Segatini von den silbernen Farbtönen und der wundersamen
Klarheit der Töne tief ergriffen waren? Und auch aufgeschlossene
Menschen von Heute können für diese „Wunder der Natur“
empfänglich sein.
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Und dann das Bergell
In zwölf
Haarnadelkurven bahnt sich die Strasse durch den obersten
Bergeller Talkessel ihren Weg. Darauf folgen fünf deutlich
abgesetzte Stufen; dazwischen dehnen sich bescheidene Ebenen, in
die sich Dörfer ducken. Ein jedes trägt seine betonte Eigenart,
und dennoch gleichen dich die Siedlungen in ihrer herben Schönheit.
Wer nach dem Fernziel Chiavenna – Lugano strebend schnell
hindurchfährt, tut es sich selber zuleide. Und wer erst durch den
Strassentunnel vor Promontogno schlüpft, statt zur uralten Feste
Castelmur aufzusteigen, ahnt nichts von der Grossartigkeit des Tals
– des einzigen italienischsprachigen, das
reformiert wurde und reformiert blieb. Noch spähen wir zu den
Phantastischen Felsnadeln in der Bondasca empor, da schwingt ein dufterfüllter
Südwind zu uns her:
Wir stehen an der Pforte des sonnigen
Italien.
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Weitere Schweizer Alpenpässe
Fotogalerie 1
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