Matterhorn 4478 m - Wallis -
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Erstbesteigung:
über
den
Hörnligrat
am
14.
Juli
1865
Lord
F.
Douglas,
D.
R.
Hadow,
Ch.
Hudson,
E.
Whymper
mit
den
Führern
M.
A.
Croz
und
P.
Taugwalder
und
Sohn.
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Triumph und Tragödie
der Erstbesteigung des Matterhorns
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Die Erstbesteigung des
Matterhorns endete in einer Katastrophe
(Von Thomas Karny)
Bereits den sechsten
Sommer war Edward Whymper im Juli 1865 ins Valtournanche, einem kleinen
norditalienischen Tal am Fuße der Walliser Alpen, gekommen. Die
Reisekosten dafür waren beträchtlich, doch sein Holzschneideratelier,
das er in London betrieb, ging gut, zu schenken brauchte ihm niemand
etwas. Er war 25 Jahre jung und niemandem verpflichtet. Dass er noch
ungebunden war, wurde seinem distanzierten und spröden Umgang mit
Menschen zugeschrieben. Mit den Frauen, so wurde ihm nachgesagt, habe er
es nicht. Stärker als sie lockten ihn die Berge.
Fünf Sommer lang war Whymper an jenem Berg gescheitert, den man hier für
den König der Alpen, aber für unbesteigbar hielt: dem Mont Cervin. Er
ist nicht der höchste Gipfel, der Monte Rosa etwa gleich daneben überragt
ihn um fast 170 Meter, aber die Steinpyramide, die Ehrfurcht gebietend auf
dem massigen Felsenkörper thront und ihn zur Außergewöhnlichkeit
erhebt, hatte bisher allen Eroberern getrotzt. Der Beccateufel hatte
sie mit Blitz und Donner davongejagt oder auf Eis und Schnee in den
Abgrund geworfen. Jede missglückte Besteigung nährte den Aberglauben der
Unnahbarkeit, so dass selbst erfahrene einheimische Bergführer oft großzügige
Angebote ausländischer Expeditionsleiter ausschlugen: "Nein, Herr,
meinetwegen jeden anderen Berg, aber nicht die Becca!"
Doch der Brite gab nichts auf Bergdämonen, sein Vorhaben war von kühlen
Überlegungen geführt. Er hatte die Bücher des Horace Bénédict de
Saussure studiert, der nach seiner Erstbesteigung des Mont Blanc im Jahre
1787 sich mit der Geologie des Mont Cervin auseinandergesetzt hatte, und
war zu dem Schluss gekommen, dass der Berg nicht vom italienischen Süd-Westen,
sondern über den Umweg des Schweizer Nord-Ost-Grates zu nehmen war. Nicht
Breuil sei der Ausgangsort, sondern Zermatt! Dort, wo man den Mont Cervin
Matterhorn nennt. |
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Carrels Verrat
Warum sich Whymper nun aber doch auf der italienischen Seite aufhielt,
erklärte sich daraus, dass er einen erfahrenen Führer suchte. Einen
Einheimischen, der in Kenntnis um Witterung und Gefahr einen Fremden auf
dessen gewünschter Route sicher hinauf brachte. In Valtournanche, dem
gleichnamigen Hauptort des Tales, kannte er einen, mit dem er die letzten
fünf Jahre - gemeinsam oder gegeneinander - um den Gipfelsieg gekämpft
hatte: Jean Antoine Carrel. Er genoss einen außerordentlich guten Ruf und
war als Führer sehr begehrt. Die später von der Touristik übernommenen
Bezeichnungen "Tete du Lion" und "La Grande Tour"
stammen von ihm. Schon aus dem ersten gemeinsamen Sommer 1860 zeugten
Initialen in einer Schieferplatte auf vorher noch nie begangener Stelle
sowohl von Kameradschaft als auch von Konkurrenz. Der italienische Führer
ritzte zwar als Erster Buchstaben, Kreuz, Datum und Tiara ein, doch der
einige Minuten später nachgefolgte Whymper stieg um eine Spur höher und
gravierte sein E. W. zwar in die gleiche Platte, aber oberhalb von Carrels
Insignien. Nun sollte sie eine gemeinsame Seilschaft auf den Gipfel
bringen. Carrel willigte ein. In zwei Tagen Abmarsch in Breuil, tags
darauf Theoduljoch, am dritten Tag Matterhorn über den Schweizer Grat.
Es kam nicht dazu. Am 11. Juli war Carrel in aller Früh mit sechs Mann
nach dem Mont Cervin aufgebrochen. Der vermeintliche Freund hatte sich an
Quintino Sella, den piemontesischen Finanzminister, verkauft.
Italienisches Geld sollte einen Italiener zum Sieg über die Becca
verhelfen und Breuil zum bekanntesten Ort am Mont Cervin machen. Neben dem
Schmerz des Verrats musste Whymper auch die Einsamkeit des Zurückgebliebenen
erleiden. Denn der finanzkräftige Sponsor hatte alle Valtournancher Führer
in seinen Sold gestellt. Wer nun in Breuil nach einer wagemutigen
Begleitung suchte, tat dies vergebens. |
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Angesehene Führerfamilie
Doch in der Stunde der schmerzhaftesten Demütigung linderte das Schicksal
die Qualen von Whympers Schmach. Der abenteuerlustige Lord Douglas, der im
selben Hotel wie sein Landsmann Whymper Quartier bezogen hatte, zeigte
sich beeindruckt von dessen Nord-Ost-Route und schloss sich ihm an. Außerdem
stellte Douglas durch Peter Taugwalder Sohn, der ihn in den letzten Tagen
von Zermatt aus auf den Kletterpartien begleitet hatte, für Whymper eine
Verbindung zu einer der angesehensten Führerfamilien des Wallis her. Ein
Handschlag, eine Zusage unter Gentlemen. Am nächsten Tag ging's zurück
nach Zermatt. In der Kapelle am Schwarzsee hatte Whymper seine Ausrüstung
zurückgelassen, so dass man für den ersten Teil des baldigen
Wiederaufstiegs Lasten und Kraft sparen könne.
Nachdem Whymper in Zermatt mit Peter Taugwalder Vater und seinen beiden Söhnen
handelseins geworden war, spielte ihm im Hotel "Monte Rosa" die
Gunst des Augenblicks ein weiteres Mal gute, ja beste Männer zu. Beim
Abendessen saß Reverend Charles Hudson mit einem Jungen am selben Tisch
wie Whymper und Douglas. Hudson beabsichtigte mit Michael Croz, einem Führer
aus Chamonix von bestem Ruf, am nächsten Tag das Matterhorn ebenfalls über
den Nordostgrat zu erreichen. Unter der umsichtigen Regie des
Hotelbesitzers Alexander Seiler kam ein Gespräch in Gang, in dessen
Verlauf Hudson und Whymper von Konkurrenten zu Partnern wurden und ihre
jeweiligen Seilschaften zu einer gemeinsamen verschmolzen. Hinter Seilers
Unterstützung freilich verbarg sich Geschäftssinn: Hudson, der zehn
Jahre zuvor als Erster den Monte Rosa bestiegen und in der Einsamkeit der
Alpen eine Schule für Sprösslinge reicher Eltern errichtet hatte, war
ein ausgezeichneter Bergsteiger, gewiss. Trotzdem konnte es nicht schaden,
wenn man ihm den ehrgeizigen Tüftler Whymper zur Seite stellte. Zu zweit
würden sie den Gipfel schon schaffen, das sei wichtig für Seilers Geschäft.
Die Pläne für ein großes "Hotel Matterhorn" lagen schon
bereit, was noch fehlte, war der Gipfelsieg. Er wollte das halbe Zermatter
Tal nicht umsonst gekauft haben.
Während Seiler Soll und Haben dieser Unternehmung abwägte, tat dies
Whymper nach seinen Kriterien. Und geradeheraus sagte er Hudson, dass er
diesen Jüngling, der da mit ihm am selben Tisch speiste, für ein
Sicherheitsrisiko halte. Der gehöre nicht zu einer Truppe, die zum ersten
Mal das Matterhorn besteige. Das ginge über seine Kräfte! Doch der
Reverend, wohl seine Schule im Sinn, deren Ansehen durch eine Großtat
einer seiner Schutzbefohlenen gesteigert werden könne, argumentierte mit
dem pädagogischen Wert dieser Herausforderung und beharrte: Robert Hadow
geht mit.
Am nächsten Morgen zog die Truppe aus Zermatt, zwei volle Tage hinter den
Italienern, los. Am Schwarzsee wurde die am Vortag in der Kapelle
zwischengelagerte Ausrüstung Whympers auf die Träger verteilt. An der
Gesamtlänge der Seile, etwa 170 m verschiedener Stärken, schieden sich
die Geister, aber Whymper bestand auf der Mitnahme. Bei den Steigeisen
jedoch reichte sein Durchsetzungsvermögen nicht aus. Dieses Utensil war
noch zu neu, sein Sicherheitswert noch nicht erkannt. Selbst erfahrene Führer
wie Croz lehnten es als "zu schwer" ab. Am ersten Tag kam man
auf 3.300 m hoch. Am nächsten Morgen setzten sieben Mann, nachdem der jüngere
Sohn Taugwalders mit dem Zelt abgestiegen war, ihren Aufstieg fort.
Um 6.20 Uhr las Whymper anhand seines Barometers 3.900 m Höhe ab, knapp
vier Stunden später 4.200 m. Bis auf eine solche Höhe war schon mancher
gekommen. Auf den letzten 300 Metern lockte die Herausforderung, musste
die Bewährung bestanden und die Natur bezwungen werden. Croz ging voran,
öffnete mit langem Pickelschlag Handhöhlen und Fußlöcher im blanken
Eis, spürte Felsenbänder auf, stellenweise nicht breiter als ein Daumen,
ertastete die kleinste Unebenheit, die ein Halt sein könnte. Die sechs am
Seil hinter ihm kamen gut mit - nur einer nicht: der junge Hadow. Erschöpft
war sein Geist und kraftlos der Körper, zwischen den beiden Taugwalders
hing er, vom jungen gezogen, vom alten geschoben.
Dennoch: Am frühen Nachmittag des 14. Juli 1865 waren sie, Croz und
Whymper als Erste, am Schweizer Gipfel. Nach der ersten Freude die bange
Frage: Wo ist Carrel? Eine zweite Jagd hetzte Croz und Whymper zum
italienischen Gipfel. Der Blick über den Südhang - ein Triumph für die
einen, eine Demütigung für die anderen. Zweihundert Meter weiter unten kämpften
sich Carrel und seine Leute gipfelwärts. Schauriges Gebrüll verhöhnte
sie, vom Gipfel losgetretene Steinblöcke zwangen sie zur Umkehr. Zermatt
hatte über Breuil gewonnen, der Verratene sich am Verräter gerächt.
Eine Stunde lang genoss die Gruppe das Gipfelglück. Für den Abstieg
bestimmte Whymper selbst die Reihenfolge. Croz, als der Kräftigste, ging
voran, gefolgt vom Schwächsten, Hadow. Als dritter folgte der sichere
Hudson, hinter ihm Douglas. Sie einte ein starkes, vom britischen Alpen
Club entwickeltes Seil. Als fünfter verband sich Taugwalder Vater mittels
eines dünnen Hanfseiles älterer Fabrikation mit seinen vier Kameraden.
Ein stärkeres Manilaseil ließ er seinem Sohn und Whymper, der noch
Zeichenskizzen anfertigte, zurück.
Ein dünnes Hanfseil
Der Abstieg entwickelte sich zunächst rasch und sicher. Kurz vor
Erreichen der vereisten, sonnenlosen Nordplatte vereinten sich die sieben
Mann zu einer einzigen Seilschaft. Die beiden starken Seile verbanden
vorne Croz, Hadow, Hudson und Douglas, hinten Whymper und die beiden
Taugwalders. Die Verbindung zwischen Taugwalder Vater und Douglas bildete
das dünne Hanfseil. Zur Überwindung der vereisten Platte bewegte sich
nur jeweils ein Mann vorwärts, während die übrigen im festen Stand
sicherten. Croz schritt etwa fünf Meter vor, Hadow sollte folgen. Aber
der Junge, abgekämpft und unsicher, versagte. Croz schlug seinen
Eispickel ein, kletterte zurück, fasste mit seinen Händen Hadow an den
Beinen und setzte dessen Füße Tritt für Tritt an die richtige Stelle.
Als sich Croz umdrehte, um seinerseits die nächsten Schritte vorwärts zu
tun, glitt Hadow ab. Er traf Croz hart im Kreuz, der verlor den Stand und
rutschte mit dem Jungen kopfüber die Platte hinunter. Der Ruck des Seiles
riss wenig später Hudson hinab, nach ihm Douglas. Taugwalder Vater, der
auf schneefreier Stelle unter einem Überhang den sichersten Stand hatte,
warf das Seil um einen Felsen und verhinderte ein weiteres Abgleiten
seiner Kameraden. Für einen Augenblick bestand Hoffnung. Auf der zwar
glatten, aber nicht allzu steilen Platte könnte den vieren von oben her
geholfen werden, wieder Tritt zu fassen.
Da riss das Seil zwischen Taugwalder und Douglas. Aussichtslos, einen Halt
zu finden, rutschten die vier Männer über die Platte, wurden über die
letzte Kante geschleudert und zerschmetterten tausend Meter tiefer auf dem
Gletscher des Matterhorns. Erst am nächsten Morgen trafen Whymper und die
beiden Taugwalder im "Monte Rosa" ein. In Zermatt war die Freude
über den Gipfelsieg unter dem Leichentuch der Tragödie erstickt. Zu
allem Überdruss machten bald böse Gerüchte die Runde. Sowohl Whymper
als auch Taugwalder Vater wurden verdächtigt, das Seil durchschnitten zu
haben. Erst gerichtliche Untersuchungen bereiteten diesen Vorwürfen ein
Ende.
Die Erstbesteigung des Matterhorns war ein Kampf, in dem wirtschaftliche
Interessen, nationaler Stolz und persönliche Eitelkeit gegeneinander
fochten. Als einzigem die Rechnung aufgegangen war Alexander Seiler, der
es in der Folge geschickt verstand, in Zermatt ein Hotelimperium zu
errichten, dessen Nächtigungszahlen in schwindelerregende Höhen wuchsen.
Es dauerte neun Jahre, ehe der Schmerz des Verrates erloschen und Whymper
als sichtbares Zeichen der Versöhnung gemeinsam mit Carrel neuerlich auf
den Gipfel stieg.
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Nach
alten
Sagen: |
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Die
Siedlung am Theodulpass...
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sich heute der Theodulgletscher räkelt, dehnte sich früher der Sage nach eine
grössere Siedlung aus. Doch das Klima verschlechterte sich zusehends. Es fing
jeden Herbst früher zu schneien an und der Schnee blieb immer länger liegen.
Als einmal schon Anfangs September heftiges Schneetreiben aufkam, fragte ein
blinder Greis besorgt, ob der Schnee von leicht rötlicher oder von blütenweisser
Farbe sei. Als er vernahm, dass er in rosaroten Flocken vom Himmel fiel,
riet er, unverzüglich ins Tal abzusteigen, den dieser Schnee würde nicht mehr
schwinden.
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Ds wild Manje...
In
einer Höhle oberhalb von Zermatt hauste eins, so wird erzählt, ein wilder
Bursche, der nach und nach so menschenscheu wurde, dass er sich von jeglicher
Gesellschaft gänzlich absonderte und sich von erbeuteten Schafen ernährte. Natürlich
trachteten die erbosten Bergbauern danach, diesem frevlerischen Treiben ein
Riegel vorzuschieben und ihn einzufangen. Weil aber alle Versuche fehlschlugen,
wurde der behände Kletterer wie eine Gämse verfolgt und, wenn es wahr ist, am Hohtäligrad mit einer Flinte erlegt.
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Weitere Schweizer Berge 4000er
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