Jaunpass
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Passhöhe: 1509 m
Steigung: 14 %
Passlänge: 37 km zwischen Reidenbach (BE) und Bulle (FR)
Verbindung der Täler: Nieder-Simmental (BE)
Verbindung der Kantone oder Länder: Bern (BE) und Freiburg (FR)
Fahrstrasse seit: 1878
Zeittafel:
Entstehung
der Alpen
Strassenzustand
Jaunpass Fotogalerie Jaunpass
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Jaunpass
Der Pass heisst auf französisch "Col de
Bellegarde" (Jaun Pass) und bildet die deutsch-französische Sprachgrenze. Die
Strasse beginnt in Bulle mitten im Greyerzerland und schlägt dann die
Richtung noch Broc ein – dem Paradies der Milchschokolade -
,führt über Charmey nach Jaun (der französiche Name für Jaun ist
"Bellegarde"), der einzigen Gemeinde des
Greyerzerlandes, in der deutsch gesprochen wird, nimmt die
Passhöhe auf 1509 Metern und endet im bernischen Boltigen. Die
Strecke erfordert mit den Auto gemütliche
1½ Stunden.
Früher war der Jaunpass auch unter dem Namen Bruchberg, Bruchpass
oder französisch "Col de Bruche" bekannt.
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Der
Jaunpass
Es könnte
lächerlich erscheinen, wenn wir nach ausgesprochenen
Hochalpenstrassen auch vom Jaunpass – französisch "Col de Bellegarde" – reden, der lediglich auf 1509 m steigt. Doch
da allen Ernstes behauptet wird, er gehöre „trotzdem für den
Wanderfahrer zu einem der lohnendsten Pässe“, so sei auch diesem
voralpinen Übergang ein Abschnitt gewidmet. Das durchgehende
Trasse wurde um die 1872 in Angriff genommen und 1878 vollendet.
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Ein
strategischer Pass ?
Man
soll ja nicht meinen, dass das Thema „Landesverteidigung“
neuen Datums sei oder vielleicht erst im Zweiten Weltkrieg aktuell
wurde. In Wirklichkeit lagen
auch dem Bau der Jaunstrasse militärische Interessen zugrunde.
Aus der seinerzeitigen Botschaft des Bundesrates wird klar
ersichtlich, dass der Deutsch-Französische Krieg von 1870/71 der
Überzeugung rief, es seien vor allem durch das Alpenvorland
bessere Verkehrswege zu führen. Der „Reduitplan“ General
Guisans, an den sich viele unserer älteren Leser erinnern, hatte
damals einen Vorläufer, zu mindesten im deutsch-welschen
Grenzgebiet. Bulle am Eingang in die Gruyère als Knotenpunkt
zahlreicher Verbindungen wurde als ein für Kriegsoperationen in
der Westschweiz sehr bedeutsamer Punkt bezeichnet; er konnte
dadurch mit dem Waffenplatz Thun in direkter Verbindung gebracht
werden. Sind wir die
Schwächeren, so können wir den hinhaltenden Gebirgskrieg führen,
statt nur der grossen Ebene nachjagen zu lassen, wo nirgends ein
Halt ist…“ So steht es wörtlich in der erwähnten Botschaft.
– Doch auch daraus friedliche Überlegungen liessen einen Ausbau
des "Col de Bellgarde" wünschbar erscheinen, Hauptzentren des
schweizerischen Viehhandels sind Erlenbach im Simmental und Bulle;
so ist auch aus volkswirtschaftlichen Gründen
eine gute Strassenverbindung angezeigt. |
Sagenumworbene
Burg Mont-Salvan
Die
Waldfeste unmittelbar am Eingang ins Tal des Jaunbaches, der Jogne,
deren altgraues Gemäuer über die Kronen ragt, war in scheinbar
unaufhaltsamen Zerrfall,
bis im Juni 1942 ein fürchterlicher Wirbelsturm die Tannenspitzen
zerbrach. Die Burgreste erschienen vor aller Augen
das gab ein heilsames Erwachen: Der Burgenverein, der
Schweizer Heimatschutz und andere Idealgesinnte Vereinigungen bemühten
sich um Sicherung der immer noch ansehnlichen Reste. Damals haben
wir zum erstenmal den seltsam düsteren Namen „Charrière de crèvecoeur
„ gehört. Herzbrecherweg – was verbirgt sich dahinter? Man
weiss in der Gegend von Charmy noch immer von der wunderschönen
Luce d’Albergeaulx, die zu Beginn des 16. Jahrhunderts lebte.
Graf Michael von Gruyères, Herr zu Mont-Salvan, war ihr in Liebe
verfallen und oftmals, wenn er sich unbeobachtet glaubte, wandte
er die Zügel seines Schimmels uns ritt nach Charmey hinüber.
Doch seine Gattin Madeleine de Mioland sah das Weisse des Pferdes
durch die Bäume schimmern. Sie sprach zu keinem Menschen darüber
ein Wort; aber sie verblich in Harm uns Tränen. So kam der
Herzbrecherweg zu seinem Namen. Nur
Sage? Oder Wirklichkeit? Wer den mächtigen Bergfried der schon
1177 in den Urkunden genannten Feste Mont-Salvan vor sich hat, wer
erst die drei Meter dicken nachdenklich betrachtet und dem Wind im
Herbstlaub rascheln hört, für den verwischen die Zeiten.
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Tal
der Trachten und der Schindeln
„Eine Insel alter Volkskunst und Sennenkultur“ hat man das
Greyerzer Land und damit die Talschaft an der Jogne genannt. Hier spricht
man noch – wie selten ist dies in unserem Welschland
geworden? – einen besonderen Dialekt und singt den melodiösen
Kuhreihen mit seinem „Lioba“-Refrain. Wie nirgends sonst in
unserer Heimat, das Appenzeller Berggebiet ausgenommen, tragen Männer
und Burschen die gleichen praktischen Gewänder, den „bredzon“
mir Puffärmel, weissen Zierstichen, auf dem Umlegkragen das
Edelweiss. Im Winter wechselt man auf den „Broustou“ einen
schweren Handgestrickten Pullover, dem das deutsche
„Brusttuch“ sprachlich zugrunde liegt.
Von
Alters her hat man in der niederschlagreichen Gegend die
Hausfronten mit handgemahlenen Schindeln verziert. Nicht in
langweilig-gleichförmigen Reihen, sondern in koketten, auf- und
niederschwingenden Bändern abwechselnd
mit dekorativen Mustern. Aber dann kamen die grossen steingrauen
und ziegelroten Eternit-Platten, mit denen man die Fronten umhüllte.
Und damit ging der feine Reiz verloren, weil dieses Material, wie
ja der Name sagt, beinahe ewig hält. Mit den Fabrikanten wäre
dies alles anders geworden. – Die taleigenen Schindelmacher
jedoch sind beinahe ausgestorben. Und wer über den Jaunpass ins
Simmental kommt, trifft einen völlig anderen Bauernstil: das
stolze Oberländerheim mit seinen spiegelblanken Fensterreihen und
ihrem überquellenden Geranienflor. – „Vergiss die Ansicht
nicht!“ mahnt da ein Kamerad. Ja, er hat recht: Der Blick von der
Passhöhe ins weltverlorene Tälchen von Abländschen und zu den
wildzerhackten Gastlosen ist atemraubend. Kennen Sie diesen
eigenartigen Blick?
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