Einleitung
Viele
Menschen
werden
von
den
Eismassen
eines
Gletschers
stark
angezogen.
Atemberaubende
Eisfälle,
bizarre
Eisstrukturen,
riesige
Eisflächen,
kleine
Wasserrinnsale
und
tobende
Bäche,
Gletscherspalten
ohne
Ende
in
einmaliger
leuchtendblaue
Farbe,
all
dies
und
noch
vieles
mehr
macht
die
Faszination
eines
Gletschers
aus.
Die
meisten
kehren
wieder
und
geniessen
das
Naturschauspiel
aufs
Neue.
Die
Mehrzahl
der
Gletscher
liegt
auf
3000
m
über
Meer
oder
höher.
Sehr
wenige
dringen
bis
in
die
Täler
hinunter.
Es
sind
dies
nur
die
grössten,
die
ein
riesiges
Speisegebiet
aufweisen
müssen,
um
in
den
tiefergelegenen
wärmeren
Gebieten
überleben
zu
können.
Ein
solcher
Gletscher
ist
der
Rhonegletscher,
der
bis
auf
2200
m
über
Meer
herabsteigt.
An
einer
internationalen
Passstrasse
im
Zentrum
der
Schweizer
Alpen
gelegen,
ist
er
der
einzige
Gletscher
in
Europa,
bei
dem
es
möglich
ist
mit
dem
Auto
fast
bis
ans
Eis
heranzufahren.
Sein
Inneres
kann
sogar
erkundet
werden
und
100
Meter
eiskaltes
Vergnügen
erwarten
den
Besucher.
Das
der
Rhonegletscher
eine
ganz
besondere
Ausstrahlung
besitzt,
war
schon
in
früheren
Zeiten
bekannt.
so
schrieb
beispielsweise
Johann
Wolfgang
Goethe,
der
im
November
1779
zu
Fuss
über
die
Furka
stieg:
„Er
ist
der
ungeheuerste,
den
wir
so
ganz
übersehen
haben...“
und
der
deutsche
Dichter
J.
J.
Wilhelm
Heinse
empfand
1780
am
Fusse
des
Rhonegletschers:
„Eine
himmlischere
Aussicht
kann
wohl
auf
der
Welt
nirgends
gefunden
werden“.
Wie
wir
sehen
werden
ist
der
Rhonegletscher
nicht
nur
„
ewiges
Eis“
sondern
er
besitzt
ein
eigenes
„Leben“,
das
aus
Kommen
und
Gehen
besteht.
Auf
den
folgenden
Seiten
machen
wir
Sie
mit
den
Veränderungen
des
Rhonegletschers
in
früheren
Zeiten,
seinem
heutigen
Zustand
und
einigen
Begriffen
der
Glaziologie
(Gletscherkunde)
bekannt.
Weiter
wird
die
über
150
jährige
Geschichte
der
Eisgrotte
im
Rhonegletscher
dargelegt
und
es
werden
die
Schwierigkeiten
behandelt,
die
bei
der
alljährlichen
Neuerstellung
auftreten.
<<<
zurück
|
Eiszeit
In
den
letzten
1'000'000
Jahren
der
Erdgeschichte
gab
es
4
Eiszeiten:
die
Günz-
(vor
600’000–
530'000
Jahren),
Mindel-
(480'000
–
425'000),
Riss-
(310'000
–
190’000)
und
Würmvereisung
(150'000
–
15'000).
Sie
sind
nach
bayrischen
Flüssen
benannt.
Zu
Beginn
der
letzten
Eiszeit
lebte
in
Europa
bereits
der
Neandertaler-Mensch.
Die
Eisvorstösse
wurden
jeweils
von
wärmeren
Perioden
unterbrochen,
in
denen
sich
die
Gletscher
auf
den
heutigen
Stand
oder
in
noch
höhere
Lagen
zurückzogen.
Während
den
Eiszeiten
lagen
die
Temperaturen
in
Mitteleuropa
um
rund
15°C
und
die
Schneegrenze
um
1200
m
niedriger
als
heute.
Mächtige
Gletschermassen
bedeckten
nahezu
die
ganze
Schweiz
und
drangen
teilweise
bis
nach
Süddeutschland
vor.
Der
Norden
Deutschlands
wurde
ebenfalls
durch
Gletscher
bedeckt,
die
ihren
Ursprung
in
Skandinavien
hatten.Während
den
Eiszeiten
war
der
Rhonegletscher
der
grösste
Schweizer
Gletscher(heute
ist
es
der
Aletschgletscher).
Er
füllte
das
ganze
Wallis
aus
und
teilte
sich
beim
Genfersee
in
zwei
Arme.
Der
eine
wandte
sich
dem
Jura
entlang
gegen
Norden
und
gelangte
in
der
Riss-Eiszeit
bis
gegen
Basel.
In
der
letzen
Eiszeit
(Würm)
hatte
er
sein
Ende
in
der
Gegend
zwischen
Solothurn
und
Olten.
Der
südliche
Arm
folgte
dem
Rhonetal
und
dehnte
sich
weit
über
Genf
bis
gegen
Lyon
in
Frankreich
aus.Die
Ausdehnung
der
eiszeitlichen
Gletscher
und
deren
Herkunft
kann
durch
Findlinge
oder
erratische
(verirrte)
Blöcke
rekonstruiert
werden.
Dies
sind
Gesteins-
oder
Felsbrocken
die
auf
den
Gletscherrücken
bis
weit
ins
schweizerische
Mittelland
transportiert
wurde.
Oft
sind
sie
von
derartigen
Ausmassen
(einige
100
Kubikmeter),
dass
sie
kaum
von
Menschenhand
dorthin
gebracht
werden
konnten.
Da
ein
Gestein
meist
typisch
für
seinen
Ursprungsort
ist,
kann
dadurch
auf
die
Wege
der
eiszeitlichen
Gletscher
geschlossen
werde.
Endstände
von
Gletschern
werden
durch
Moränen
angezeigt
Es
sind
diese
Hügel
von
Schutt,
welche
die
Gletscher
an
Orten
ablagerten,
an
denen
die
Gletscherzunge
für
einige
Jahre
stabil
waren.
Der
Höchststand
der
Gletscher
in
den
Alpen
kann
anhand
der
Schliffgrenze
bestimmt
werden.
Oberhalb
von
ihr
weisen
die
Berge
zackige
und
splittrige
Formen
auf.
Das
Gebiet
unterhalb
der
Schliffgrenze
wurde
vom
Gletscher
glattgeschliffen
und
man
findet
hier
vor
allem
runde
Felsformen(Rundhöcker).
Im
oberen
Rhonetal
war
der
Rhonegletscher
über
1500
m
dick
und
reichte
in
der
Gegend
von
Brig
bis
gegen
2300
m
hinauf.
Der
ganze
Talkessel
von
Gletsch
war
bis
auf
etwa
2800
m
Höhe
mit
Eis
ausgefüllt,
und
der
Rhonegletscher
dehnte
sich
auch
über
den
Grimselpass
gegen
Norde
hin
aus,
wo
er
sich
mit
dem
Aaregletscher
vereinigte.
Vor
13'500
Jahren
reichte
der
Rhonegletscher
noch
bis
Brig
und
vor
10’000
Jahren
verliess
er
Oberwald.
In
Obergestelen
zeugt
noch
heute
eine
deutlich
sichtbare
Endmoräne
vom
kurzen
Verweilen
der
Gletscherzunge.
Auf
ihrem
Rücken
hat
die
Dorfbevölkerung
in
hervorstechender
Lage
die
Pfarrkirche
des
Dorfes
errichtet.
Heute
sind
die
Gletscher
der
Schweizer
Alpen
auf
dem
wohl
kleinsten
Stand
der
letzten
1'000
Jahre.
<<<
zurück
1600
bis
heute
Die
Gletscherstände
der
letzen
400
Jahren
sind
uns
einerseits
aus
Zeichnungen,
Bilder
und
schriftlichen
Quellen
und
anderseits
andererseits
aus
der
Lage
der
Endmoränen,
die
sich
im
Gletscherboden
nordöstlich
von
Gletsch
befinden,
bekannt.
Auch
organische
Einlagerungen
in
den
Moränen
(z.
B.
Holzkohlestücke)
oder
durch
Grabungen
erschlossene
fossile
Böden
können
Hilfe
einer
14
C
Analyse
datiert
werden
und
Aufschluss
über
die
Gletscherstände
geben.
So
weisen
H.J.
Zumbühl
und
H.
Holzhauser
in
ihren
1988
erschienen
Publikation
„Alpengletscher
in
der
kleinen
Eiszeit“,
in
der
auch
der
Rhonegletscher
sehr
detailliert
behandelt
wird,
auf
zwei
in
der
Nähe
der
Kapelle
von
Gletsch
in
etwa
50
–
70
cm
Tiefe
liegende
Böden
hin,
die
1700
–
2400
Jahren
alt
sind.
<<<
zurück
|
|
Messungen
am
Rhonegletscher
Ab
1874
wurden
erstmals
in
der
Schweiz
die
Veränderungen
eines
Gletschers
mit
geodätischer
Genauigkeit
gemessen.
Die
Schweizerische
Gletscherkommissionen,
auf
Initiative
des
Schweizerischen
Alpenclubs
zusammen
mit
der
Schweizerischen
Naturforschenden
Gesellschaften
gegründet,
wählte
den
Rhonegletscher
als
Studienobjekt.
Die
Resultate
der
jahrzehntelangen
in
Zusammenarbeit
mit
dem
Eidg.
topographischen
Bureau
(heute
Landestopographie)
durchgeführten
Untersuchungen
wurden
von
P.
L.
Mercanton
1916
in
„Neue
Denkschriften
der
Schweiz.
Naturforschenden
Gesellschaft“
unter
dem
Titel:
„Vermessungen
am
Rhonegletscher
1874
–1915
publiziert.
Albert
Heim
(1849
–
1937,
Professor
für
Geologie
an
der
ETH
und
Uni
Zürich),
der
von
1910
–
1918
Präsident
der
Gletscherkommission
war,
schrieb
im
Vorwort
dazu:
„Der
Gletscher
ist
ein
gewaltiges
Klimatoskop,
das
die
Summenwirkung
vieler
Faktoren
im
Laufe
von
Jahrzehnten
anzeigt
und
das
zugleich
in
seinem
Haushalt
von
Ernährung
und
Abschmelzung
Jahre
und
Jahrzehnte
ausgleicht.
in
nasskalten
Jahren
speichert
der
Gletscher
Hunderte
von
Millionen
Kubikmeter
Wasser
als
Eis
auf
und
erhält
und
speist
damit
warmen,
trockenen
Perioden
unsere
Flüsse.
Während
ein
künstlich
gestauter
See
für
ein
Wasserwerk
imstande
ist,
die
Ertragsdifferenzen
der
Monate
auszugleichen,
so
ist
der
Gletscher
ein
natürlicher
Ausgleicher
für
die
Witterungscharakter
wechselnden
Jahre
und
Jahrzehnte.
Die
richtige
Erkenntnis
und
Voraussicht
all
dieser
Erscheinung
wird
immer
mehr
von
unmittelbar
praktischen
Bedeutung
für
uns
werden.
Die
ausgeführten
Arbeiten
bestanden
in
der
Anlage
eines
trigonometrischen
Spezialnetzes,
der
Aufnahme
und
Zeichnung
einer
Gesamtkarte
1:25'000
und
eine
Spezialkarte
1:5'000,
sowie
Messungsserien
der
die
Physik
des
Gletschers
betreffenden
wichtigen
Erscheinungen.
Dazu
gehörten
Messungen
zur
Bewegung
des
Gletschers,
der
Niederschläge
und
der
Ablation.
Für
die
Jahre
1882
–
1912
wurde
eine
Volumenabnahme
des
Gletschers
von
111
Millionen
Kubikmeter
Eis
berechnet.
Die
bedeutenste
der
vorgenommenen
Arbeiten
bestand
in
der
Anlage
von
mehreren
in
gerader
Line
quer
über
den
Gletscher
gelegten
Profilen.
Diese
wurden
durch
faustgrosse
und
farbig
bemalte
Steine
markiert,
die
in
ununterbrochener
Reihe
aneinandergelegt
waren.
Alle
20
m
wurde
ein
kopfgrosser
nummerierter
Stein
eingelegt,
anhand
dessen
die
genausten
Messungen
vorgenommen
wurden.
Im
Firnbereich
markierte
man
die
Profile
mit
in
den
Schnee
eingegrabene
Holzplatten.
Die
Firnlinie
wurde
in
eine
Höhe
von
2750
m
gelegt.
Insgesamt
erstellten
die
Ingenieure
und
ihre
Helfer
7
Profile.
Jedes
Jahr
gegen
Ende
August
wurde
die
Lage
aller
nummerierten
Steine
bestimmt
und
in
die
Karte
eingezeichnet.
Die
Messungen
ergaben,
dass
der
Gletscher
in
oder
nahe
seine
Achse
(Gletschermitte)
am
schnellsten
fliesst.
Die
Geschwindigkeit
schwankte
von
einem
Jahr
zum
anderen
nur
weinig.
Diese
betrug
im
Firnbereich,
sowie
unterhalb
davon
bis
gegen
den
Eisfall
vom
Belvedere
etwa
100
m
im
Jahr
im
Eisfall
selbst
etwa
230
m
und
im
Gletscherboden
5
–
30
m.
Auffallend
war,
dass
alle
nummerierten
Steine
nach
etwa
4
Jahren
Reise
über
den
Eisfall
hinweg
in
ihrer
richteigen
Reihenfolge
wieder
gefunden
wurden.
Die
Stromlinien
des
Gletschers
verliefen
im
Firngebiet
leicht
gegen
die
Gletschermitte
zu,
im
Zehrgebiet
gegen
die
Gletscherränder.
Der
Ort
höchster
Geschwindigkeit
war
nicht
in
der
Gletschermitte
sonder
jeweils
etwas
gegen
das
konkave
(nach
innen
gewölbte)
Ufer
des
Gletschers
versetzt.
Weiter
wurden
während
22
Jahren
jeweils
an
denselben
Stelle
auf
der
Gletscheroberfläche
Steine
ausgelegt
und
deren
Lage
und
Höhe
genau
vermessen.
Nach
einem
Jahr
nahm
man
ihre
Position
erneut
auf
und
legte
die
Steine
an
ihren
Ursprung
zurück
.
Daraus
erhielt
man
die
jährliche
Fliessgeschwindigkeit
des
Eise
an
derselben
Stelle.
Aus
der
geringen
Dickenänderung
des
Gletschers
während
den
Messjahren
konnte
keine
Gesetzesmässigkeiten
für
eine
Änderung
der
Fliessgeschwindigkeit
hergeleitet
werden.
Man
stellte
jedoch
eindeutig
fest,
dass
die
Geschwindigkeit
mit
abnehmender
Eisdicke
abnahm
und
mit
zunehmender
Dicke
wiederum
zunahm.
Durch
Hineinschütten
von
Farbstoffen
in
die
oberflächlichen
Gletscherbäche
bestimmte
man
die
Fliessgeschwindigkeit
des
unter
dem
Gletscher
abfliessenden
Wassers.
Sie
betrug
im
Mittel
12
m
in
der
Minute
und
entsprach
damit
einem
offenen
Bach
mit
analogem
Gefälle
und
Wasserführung.
Daraus
wurde
geschlossen,
dass
im
oder
unter
dem
Rhonegletscher
keine
den
Wasserabfluss
verlangsamenden
Seen
besteht.
Eine
Messung
der
Wasserabflussmenge
in
Januar
1903
zeigte,
dass
durch
Abschmelzen
an
der
Gletscherunterseite
maximal
2,3
l
Wasser
je
Quadratkilometer
und
Sekunde
oder
1,8
Millionen
Kubikmeter
im
Jahr
für
den
ganzen
Gletscher
entstehen
konnten.
Die
zum
Abschmelzen
der
Gletscherunterseite
benötigte
Energie
stammt
einerseits
von
der
Erdwärme
und
anderseits
von
der
Reibungswärme,
die
entsteht,
wenn
der
Gletscher
auf
seinem
Bett
dahingleitet.
Dies
entspricht
7
cm
Wassersäule
pro
Jahr
und
ist
damit
ein
recht
bescheidener
Betrag.
Es
handelt
sich
aber
hierbei
um
einen
Maximalwert,
da
in
den
gemessenen
Abflussmengen
vermutlich
noch
Quellwasser
enthalten
ist,
dessen
Anteil
nicht
abgeschätzt
werden
kann.
Mit
einer
weiteren
Messung
versuchte
man
die
Frage
zu
klären,
ob
die
Gletscherbewegung
von
der
Jahreszeit
abhänge.
Dazu
wurde
im
August
1883
und
1884,
jeweils
während
zwei
Wochen,
die
Bewegung
von
Steinen
auf
der
Gletscheroberfläche
genau
untersucht.
Aus
dem
Vergleich
mit
den
Distanzen,
welche
die
Steine
nach
einem
Jahr
zurückgelegt
hatten,
fand
man,
dass
die
durchschnittliche
Jahresgeschwindigkeit
etwa
10%
höher
war
als
die
Sommergeschwindigkeit.
Dieses
Resultat
löste
einiges
Erstaunen
aus,
da
im
allgemeinen
angenommen
wurde,
dass
die
Sommergeschwindigkeit
infolge
verminderter
Reibung
zwischen
Fels
und
Eis
durch
Wasserschichten
leicht
höher
sei.
In
den
Jahren
1979
–
1982
wurde
an
der
ETH
Zürich
auf
dem
Rhonegletscher
eine
Untersuchung
durchgeführt,
die
zum
Ziel
hatte
die
Massenbilanz
des
Rhonegletschers
zu
untersuchen.
Anhand
eines
Messsystems
von
116
Punkten,
verteilt
über
den
ganzen
Gletscher
wurde der Massenzuwachs (Akkumulation, hauptsächlich durch
Niederschläge
in
Form
von
Schnee)
und
der
Massenverlust
(Ablation
hautsächlich
durch
Abschmelzen
von
Schnee
und
Eis)
bestimmt.
Ein
Gletscher
kann
in
zwei
Gebiete
unterteilt
werden:
die
Ablationszohne
(Zehrgebiet)
ist
der
untere
Teil
des
Gletschers,
wo
der
Verlust
an
Eis
und
Schnee
grösser
ist
als
der
Massenzuwachs
und
die
Akkumulationszone
(Nähr-,
Firngebiet)
derjenige,
wo
das
Gegenteil
zutrifft.
Die
beiden
Gebiete
werden
durch
die
Gleichgewichtslinie
getrennt,
an
der
weder
Zuwachs
noch
Abschmelzen
erfolgt.
Das
Gletscherjahr
besteht
aus
einer
Winter-
und
einer
Sommerperiode.
Die
Winterperiode
beginnt
mit
dem
Zeitpunkt
des
tiefsten
Schnee-
oder
Eisstand
(meist
im
Oktober)
und
endet
wenn
der
höchste
Stand
erreicht
ist
(etwa
Mai).
Das
Haushaltsjahr
des
Gletschers
beginnt
jeweils
mit
der
Winterperiode.
Die
Grenze
zwischen
den
beiden
Zonen
und
der
Zeitpunkt
von
Beginn
und
Ende
der
Periode
können
jeder
Jahr
unterschiedlich
sein.
Der
Schneezuwachs
wurde
mit
Hilfe
von
Lawinensonden,
8
m
langen
skalierten
Aluminium-stangen,
die
jeweils
am
Anfang
des
Haushaltsjahres
neu
gesetzt
wurden,
und
in
den
Schnee
gegrabenen
Schächten
bestimmt.
Um
den
Massenverlust
unterhalb
der
Gleichgewichtslinie
zu
messen
wurden
mehrere
Holzstangen
von
jeweils
2
m
Länge
übereinander
10
–
15
m
tief
ins
Eis
eingelassen.
Für
die
Winterperiode
und
das
ganze
Jahr
ermittelt
man
spezifische
Massenbilanzen.
Ein
positiver
Wert
bedeutet
eine
Zunahme
und
ein
negativer
eine
Abnahme
der
Gesamtmasse
des
Gletschers.
Die
Massenbilanz
ist
in
Kubikmeter
oder
Wasseräquivalent
angegeben,
d.h.
dem
entsprechenden
Volumen
Wasser
oder
der
Wassersäule,
dem
das
Eis
oder
der
Schnee
entspricht,
falls
sie
schmelzen.
1
Meter
Wasserhöhe
entspricht
1.11
m
Eishöhe
oder
1.67
m
Höhe
des
Firnschnees
Im
Haushaltsjahr
1979/80
und
1980/81
wurde
der
Gletscher
gesamthaft
grösser,
wogegen
1981/82
der
Gletscher
abnahm.
Für
die
Jahre
1982
–
1990
liegen
für
den
Rhonegletscher
keine
detaillierten
Messungen
vor.
Von
Auge
ist
jedoch
deutlich
ein
starker
Rückgang,
vor
allem
seit
etwa
1987,
ersichtlich.
Im
Jahre
1991
wurden
die
Massenbianzmessungen mit einer reduzierten Anzahl von Messpunkten, die aber repräsentativ
für
den
ganzen
Gletscher
sein
sollten,
wieder
aufgenommen. Die
Massenbilanz
des
Rhonegletscher
ist
bis
in
eine
Höhe
von
2900
–
3000m
ü.M.
negativ.
Oberhalb
nimmt
die
Schnee
und
Eismasse
alljährlich
zu.
Dies
ist
einerseits
auf
die
tiefen
Temperaturen
in
der
Höhe
und
andererseits
auf
die
mit
der
Höhe
zunehmenden
Niederschläge
zurückzuführen.
Beim
Aufsteigen
feuchter
Luftmassen
an
einem
Berghang
kühlen
sich
diese
nämlich
ab,
der
überschüssige
Wasserdampf
beginnt
zu
Kondensieren
und
es
kommt
zu
Niederschlägen.
Auf
der
Höhe
des
Belvederes
(2300
m
ü.M.)
nimmt
die
Eisdecke
jährlich
um
ca
6
–
8
m
ab.
An
schönen
Sommertagen
kann
die
Abnahme
bis
zu
20
cm
betragen.
Durch
die
Bewegung
des
Gletschers
wird
die
Abnahme
der
Dicke
teilweise
wieder
ausgeglichen.
Auf
3600
m
ü.M.
dagegen
(Dammastock)
kommen
jährlich
etwa
4
m
Wasseräquivalent
an
Niederschlägen
hinzu.
entlang
einer
Höhenlinie
kann
der
Massenverlust
oder
die
Massenzunahme
unterschiedlich
sein.
Die
lokale
Massenbilanz
hängt
nämlich
nicht
nur
von
der
Temperatur
(resp.
Höhenlage)
und
den
Niederschlägen
ab,
sondern
auch
von
den
Neigung
und
Exposition
der
Oberfläche
(Sonnenscheindauer
und -einfall) deren Rauhigkeit
und
den
lokalen
Winterverhältnissen
(Verfrachtung
des
Niederschlages
durch
den
Wind)
und
deren
Albedo
(Rückstrahlfähigkeit,
weisse
Flächen
reflektieren
das
Sonnenlicht
stärker
als
dunkle,
mit
Steinen
und
Sand
bedeckte
Flächen).
von
reinem
bis
leicht
verschmutztem
Eis
wird
etwa
30%
der
Einstrahlung
reflektiert
.
Bei
Neuschnee
sind
es
90%.
Eine
weitere
Untersuchung
der
ETH
Zürich
im
Jahre
1980
befasse
sich
mit
der
Messung
der
Eisdicke
des
Rhonegletschers.
Diese
wurde
mit
Hilfe
der
Radio-Echo-Sounding-
oder
Radar-Methode
bestimmt.
Man
nutzte
ein
Monopulsradargerät
und
eine
Frequenz
von
5
MHz.
Auf
temperierten
Gletschern
ergeben
sich
bei
Frequenzen
über
10
MHz
sehr
grosse
Streuverluste
an
wassergefüllten
Hohlräumen
oder
wassergesättigten
Schichten
in
Firn
und
Eis.
In
arktischen
Gebieten,
wo
die
Eistemperatur
unter
0°C
liegt
und
in
Eis
keine
Wasserein-schlüsse
vorhanden
sind,
wird
mit
Frequenzen
von
35
–
600
MHz
gearbeitet.
Die
Geschwindigkeit
der
Radarwellen
beträgt
im
Eis
etwa
169'000
km/s.
Diese
werden
am
Gletscherbett
reflektiert
und
vom
Empfänger
registriert.
Aus
der
Messung
der
Laufzeit
der
elektromagnetischen
Wellen
kann
die
Eisdecke
bestimmt
werden.
Als
Antenne
für
Sender
und
Empfänger
wurden
10
m
lange
Dispole
aus
normalem
Draht
verwendet,
die
mit
einem
Plastikschlauch
überzogen
waren.
Diese
legte
man
in
einem
Abstand
von
50
m
direkt
auf
die
Gletscheroberfläche
und
zwar
quer
zur
Gletscherrichtung,
um
möglichst
geringe
Reflexionen
von
den
umliegenden
Berghängen
zu
erhalten.
Am
240
Stellen
im
unteren
und
mittleren
Bereich
des
Gletschers
wurde
die
Eisdicke
bestimmt
und
es
konnte
eine
Karte
des
Gletscher-bettes
erstellt
werden.
Der
Fehler
der
Tiefenwerte
liegt
bei
10%,
und
die
Leistungsgrenze
des
Systems
bei
einer
Eismächtigkeit
von
etwa
350
m,
was
auch
der
maximalen
Eisdicke
des
Rhonegletscher
entspricht.
Bereits
im
Jahre
1931
wurden
von
W.
Jost
im
Auftrag
der
Gletscherkommission
in
Zusammenarbeit
mit
dem
Geophysikalischen
Institut
Göttingen
seismische
Eisdicken-
messungen
am
Rhonegletscher
durchgeführt
Sie
gehören
zu
den
ersten
derartigen
Untersuchungen auf Gletschern überhaupt.
An
gegen
80
Stellen
im
unteren
Gletscherteil
wurden
Sprengladungen
gezündet
und
die
erzeugten
Erschütterungen
mit
Seismographen
registriert.
Die
Auswertung
der
Daten
erlaubte
es,
eine
Gletscherbettkarte
zu
zeichnen.
Der
Vergleich
mit
den
Werten
der
Radarmessung
zeigt
Unterschiede
von
maximal
30
m
bei
Eisdicken
von
etwa
200m.
Die
mittlere
Abweichung
über
das
gesamte
Gebiet
beträgt
etwa
10
m.
Aus
beiden
Methoden
wird
aber
im
wesentlichen
die
gleiche
Felstopographie
erhalten,
obwohl
die
Gletscherseismik
zum
Zeitpunkt
der
Messungen
noch
in
den
Anfängen
steckte.
Der
Vorteil
der
Radarmessungen
liegt
im
viel
kleinerem
materiellen
und
personellen
Aufwand.
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