Der Pilatus
Die unteren Arme des Vierwaldstätersees, Küssnachter-, Alpnacher- und Luzernersee, stehen alle drei im Banne des Pilatus, des eigentlichen und allgemeinen bekannte stolzen Wahrzeichen der Leuchtenstadt Luzern. Er bewacht den Eingang zum Entlebuch und blickt nordwärts weit in die Mulden von Reuss-, See- und Suhrental hinein. Der markante Kalkklotz mit seinen wildromantischen Umrissen wirkt wie eine Bastion des Hochgebirges. Von Osten oder von Westen her betrachtet, verliert er allerdings viel von seiner imponierenden Wucht. Hier erscheint er nicht mehr als isoliert aufragende, vielzackige Felsenburg, sondern wird zum Endgipfel eines lang gestreckten Bergkamms, der sich vom Brüniggebiet her in nordöstlicher Richtung zum Alpenrand hinzieht. Der Pilatus ist ein ausgesprochener Alpenrandgipfel. Seine schroffen Kalkwände entsteigen unvermittelt dem noch keineswegs alpin geformten Vorland. Besonders deutlich kommt dies an seiner Nordflanke zum Ausdruck, wo das Eigental eine aus Nagelfluh und Sandstein bestehende Wald- und Alpenlandschaft entzweischneidet, die mit Bergsturztrümmern und Blockschutt überdeckt ist. Die höchsten Tannen am Fuss der steilen Pilatuswände stehen genau auf dem geologischen Alpenrand. Bis hierher haben die viel ältern alpinen Kalke die jüngere Molasse überfahren. Unter dem Namen „Fractus Mons“, zerbrochener Berg, wird der Pilatus in einer Urkunde aus dem 9. Jahrhundert zum erstenmal erwähnt. Das erklärt, warum noch heute eine Alp an seinem Fusse die sonst unverständliche Bezeichnung Fräkmünt trägt. Zum „Pilatus“ ist er erst im 15. Jahrhundert geworden, vermutlich aufgrund einer Sage, noch der Seele des Stadthalters Pontius Pilatus in einen See am Fusse des Berges verpflanzt worden ist und dort in einsamer Bergwildnis die schwere Schuld abbüssen muss. Aber auch der Berg selbst galt als böser Geist, denn bei heftigen Gewittern richteten die Wildbäche, die von seiner steilen Flanken herabstürzen, immer wider verheerende Schäden an. Der Pilatus ist um 1750 erstmals bestiegen worden. Er bildete ein beliebtes Forschungsobjekt für Geologen und Botaniker. Mit Zahnrad- oder Seilbahn sowie auf den steilen Aufstiegspfaden suchen heute jährlich Tausende von Berggängern den Gipfel auf, um die herrliche Rundsicht zu geniessen. Auf der einen Seite öffnet sich der Blick über die vielgestaltige Innerschweiz zum Alpenkranz vom Säntis bis zum Wildhorn. Auf der andern Seite blickt man vom Pilatus aus auf einen grossen Teil des Mittellandes mit Schwarzwald- und Vogesenhöhen im Hintergrund.
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